Sonntag, 25. September 2011

Nochmal beim Papst

Es war ja schon scheißfrüh und kalt, aber einmal im Leben...und so.
Auf dem Hinweg gabs schon die ersten Geschenke: "Achtung katholisch"-Aufkleber mit dem Fischzeichen.
Natürlich waren viel mehr Leute gekommen als am Vortag. Mehr Erwachsene und auch so einige Verbindungsleute in ihren Kluften:
Zum Schutz der seltenen Heuschrecken waren einige Rasenflächen für Besucher gesperrt: 
Schon um 6 Uhr morgen litten die Glocken um den Pilgern das Rahmenprogramm zu eröffnen. Keine Kirche ohne Glocken und so haben sie bei ner Glockengießerei Glocken genommen, die dort grad für ne richtige Kirche gegossen waren, ein Papst-Logo draufgemacht und so wurden die heute für ihren Einsatz zur Messe auf der Messe genommen:
Als GiveAways gabs diesmal wieder die Papst-Tasche mit nem 82seitigen Booklet über die Eucharistiefeier mit Liedernoten und allen Texten, ner Ausgabe der Wochenzeitung des Erzbistums, nem Gutschein über ein Probeabo der Zeitung "Christ in der Gegenwart", ner Schlüsselkette vom Hotelportal HRS mit dem Papstlogo, dem Einweg-Regenponcho, nen "Ich war Altarinsel"-Flyer: Aus dem Material der Bühne machen die dann Taschen und verkaufen die für €95 zuzüglich Mehrwertsteuer und Versand, 10 €uro davon gehen aber nach Afrika. Und weiteres Recycling: die Papstbänke:
Hammer Flyer! Einige Auszüge: "Durch den Einsatz während des Papstbesuchs hat jede Bank eine besondere Patina, die sie einzigartig macht",
"Auch nach ihrem Einsatz als Pilgerbank zum Besuch von Papst Benedikt xvi kann die Bank als Ort der Besinnung und inneren Einkehr benutzt werden"
 "Und schließlich wächst rein rechnerisch im Schwarzwald in drei Sekunden eine Papstbank nach".
Das sind so 5m lange Balken auf 2 Querhölzern und mit 40cm Höhe viel zu niedrig zum Sitzen. 5000 Stück haben sie und eine kostet 410€ + 80€ Versand, ich hab aber keinen Platz. 
Schließlich gabs noch 0,5er Flaschen Sprudel mit nem Bild vom Benedikt drauf.
Keine Kerzen und keine Fähnchen.
Um 10 ging die Eucharistiefeier los. Diesmal war ich um halb 9 vor Ort und hab mich dann auch gleich in meinem Sektor an die Papamobilabsperrung gestellt. Wie ein Fels stand ich da stabil 80 Minuten in zweiter Reihe. Die Mutter neben mir stand da schon seit um 8. Es kamen dann immer welche von hinten, die ihr Kind zur Absperrung durchgeschoben haben und selber auch noch durch wollten. Eine so ne Mutter mit einer slawischen Sprache stand hinter/an mir links und schrie mir ne Stunde ins Ohr. Sie spricht die gleiche Sprache wie meine Nachbaren. Kennzeichen dieser Sprache ist, dass die Begriffe wohl ziemlich umschrieben werden. Zumindest reden sie sehr viel. Sie hat kaum länger als ne Minute mal nichts gesagt, obwohl niemand mit ihr redete. Ein weiteres Kennzeichen ist, dass man sie scheinbahr laut sprechen muß. Oder dieses Land ist so bevölkert, dass alle immer schreien müssen um gehört zuwerden. Auf nem Punk-Konzert wär ich anders mit ihr umgegangen. Berührungsängste hatte die keine. Aber ich wich keinen Zoll. Wär sie früher aufgestanden,...!
Zeitweise war mir der rechte Fuß im Stehen eingeschlafen.
Der Himmel war wieder schön blau, nur vereinzelt breite Kondensstreifen:


Krass war wieder diese Kamerabühne mitten in der Luft
... und dann sah man auf den Videoschirmen dass Er da war und das Papamobil losfährt.
Ewig hat es gedauert, bis er rumkam, weil die Leut ihm immer kleine Kinder durchs offene Fenster reingegeben haben, wohl zum Segnen. 
Die Leute waren dann immer ganz außer sich wenn er vorbeikam.
Und dann war er da! 
Peinlich berührt von der vielen Aufmerksamkeit chillt er durch,
und ich konnt mir nen bequemeren Platz suchen. 
Der Gottesdienst war dann ganz normal. Er, vorne mit nem Haufen Kardinäle, und die Leute hören zu.
Wo es ging, war die Messe lateinisch, Gesänge und Gebete: die Sprache der bayerischen Elite. Meines ist schon ziemlich eingerostet, macht aber nix.
Seine Heiligkeit sprach dann darüber, dass Gott, allmächtig sei, seine Allmacht aber begrenzt habe, weil er dem Menschen den freien Willen gegeben hat, und es deswegen zum Bösen in der Welt käme, 
darüber dass ein Agnostiker, der auf der Suche nach dem reinen Herzen sei, eher in den Himmel käme, als ein Pfarrer, der nicht in Gottes Willen handelte, 
dass wir den anderen höher einschätzen sollten als uns selbst,
und dass wir vor dem Herrn gehorsam und demütig sein sollten.
Demut wäre auf lateinisch "humilitas", was was mit "humus", dem Boden, zu tun hätte. Also saß ich ganz richtig auf der Erde.
Dann gings zur eigentlichen Eucharistiesache mit Brot und Wein, und er hatte den Leib Christi noch kaum gesegnet und war noch beim trinken des übertragenen "Blutes" aus nem wertvollen Kelch vom Münster, da waren die Kommunionhelfer in den Sektoren schon am verteilen der Hostien, ein bisschen früh.
Na, egal.
Nach 2h war Schluß und alle sind heim. Schön langsam, glückseelig, alle 100.000.
Also hutab vor dieser Organisation! Überall Platz, Sound, kein Stress, Bullen haben nicht provoziert, man durft' überall rauchen, ... Die vom erzbischöflichen Ordinariat sollten das nächste Mal das Sea of Love ausrichten! 
Unser Papst ist körperlich fit, hat halt seine Meinung, die Leute akzeptierens, interpretierens, ignorierens oder sie regen sich darüber auf. Irgendwie ist der Papst wie ein König: man braucht ihn nicht aber irgendwie ist es süß daß einer da ist.

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